Vereinsgeschichte

Der Wüster Forst

und Bogenschießen rund um die Uhr.

Der Name “Wüster Forst” geht auf einen heidnischen Kultplatz zurück, der durch die Christianisierung im frühen Mittelalter verwüstet wurde. Im “Wüster Forst” treffen fünf Gemeinden der Gemarkung Rüsselsheim und Bischofsheim aufeinander, eine ganz ungewöhnliche Situation. So ungewöhnlich wie der Name des Rüsselsheimer Bogensportclubs, der am 16. September 1976 von 19 Mitgliedern gegründet wurde. Es handelte sich fast um eine Betriebssportgruppe, denn die meisten der Gründungsmitglieder waren bei der Adam Opel AG beschäftigt. Im Designcenter des Automobilunternehmens entstand auch das Vereinswappen, auf das die BSC-Schützen aufgrund seiner Einzigartigkeit stolz sind: “Es entstand damals unter Federführung des Gründungsmitgliedes Klaus Jürgen Schneider und soll durch zwei Bogenschützen die Verbundenheit mit dem Familiensport darstellen” erläutert Willi Hoffmann, der als einziger der damaligen  Vereinsgründer noch dem Verein als Ehrenmitglied und Aktiver angehört.

Kein Platz im „Wüster Forst“
Die erste Eintragung Im Vereinsregister des Amtsgerichts Rüsselsheim lautet noch auf den Namen „Bogenschießclub“, der ein paar Jahre später in „Bogensportclub“ geändert wurde. Begonnen hatten die Bogensportaktivitäten in Rüsselsheim bereits im Jahr 1974, als die Gründungsmitglieder unter Führung von Willi Hoffmann sich bei der Stadt Rüsselsheim um ein Trainingsgelände im “Wüsten Forst” bemühten. Doch das Gelände wurde in diesem Bereich nicht zur Verfügung gestellt, stattdessen im Jahr 1978 auf einem aufgelassenen Sportplatz im Stadtteil Bauschheim. Den Namenszusatz “Wüster Forst” behielten die Bogenschützen dennoch bei. Ein Jahr zuvor hatten die BSC-Schützen mit dem Hallenbogenschießen in einer Rüsselsheimer Schulsporthalle das Training aufnehmen können.

 

Bogensport ist Familiensport

Seit seiner Gründung hat der Verein den Bogensport stets als Familiensport propagiert und unterstützt. Zu Anfang brachten die Gründungmitglieder, darunter auch einige Ehepaare, ihre eigenen Kinder mit in den Verein. Mittlerweile sind es of die Kinder und Jugendlichen, die ein erstes Interesse am Bogensport zeigen und häufige ihre Väter oder Mütter mit dem Sport „infizieren“. Dieser Sport kann in JEDEM Alter erfolgreich erlernt und ausgeübt werden.

Es gibt sogar eine sehr rege und aktive „Seniorenabteilung“ mit einem eigenen Trainigstag (dienstags ab 8.30 Uhr). In der kalten Jahreszeit in der Sporthalle Bauschheim, ansonsten auf dem Freigelände. Selbstverständlich sind die gesamten Trainingszeiten ALLEN Mitgliedern offen.

 

Schnelle Entwicklung und das 24-Stunden Turnier
Schnell entwickelte sich der BSC Rüsselsheim zu einem der größten Bogensportvereine Hessens und mit der Ausrichtung der ersten Kreismeisterschaft 1979 begann die Serie von Turnieren, die ihre Höhepunkte in den Jahren 1994 bis 1998 hatten. Die Idee zu diesen Veranstaltungen hatten der damalige Kassierer Dietmar Kordel und der langjährige zweite Vorsitzende Reinhold Ruhl, nach einem Vorbild einer ähnlichen Veranstaltung in Belfort/Frankreich. Fünf Jahre lang wurde das Turnier in der Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle ausgetragen. Über 400 Teilnehmer mit Spitzenschützen aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland machten die Rüsselsheimer Bogenschützen weithin bekannt. “Das war eine atemberaubende Zeit”, erinnern sich die Mitglieder zurück, die damals schon dabei waren.

 

Nachdem der Verein im Jahr 1981 erstmals eine Hessenmeisterschaft ausgerichtet hatte, begann die sportliche Erfolgsgeschichte. Erster Höhepunkt war das Jahr 1984 mit den Siegen von Waltraud Kuhn bei den Deutschen Meisterschaften, sowie fünf Hessenmeister- und neun Gaumeistertiteln. Durch einen Cluburlaub hatte Waltraud Gebhardt Spaß am Bogenschießen gefunden und schaffte beim BSC Rüsselsheim schnell den Sprung in die Hessenauswahl und kletterte in der Deutschen Rangliste bis auf den zehnten Platz.

 

Neben der Vereinsführung um Ewald Treber und Reinhold Ruhl gehörte bis zu seinem Tod im Jahr 1992 Horst Pauli zu den engagierten Mitgliedern. Der Rollstuhlfahrer vertrat den Bogensport im Kreisvorstand. Später folgten ihm Hans-Joachim Neitzel und Reinhold Ruhl im Amt des Kreisbogenreferenten nach.

 

Neue Trends verändern den Verein
Ende er 80er Jahre veränderten neue Trends im Bogenschießen das sportliche Geschehen beim BSC Rüsselsheim. Das Feldbogenschießen fand immer mehr Anhänger und der Compoundbogen löste immer mehr den olympischen Recurvebogen im Verein ab. Von den etwa 100 Mitgliedern des BSC wandten sich siebzig Prozent dem Feldbogenschießen zu, die dem Rüsselsheimer Verein neue Erfolge bescherten. 1991 wurde Peter Bersch in den DFBV-Disziplinen Vize-Europameister und ein Jahr später holten die BSC-Schützen acht Deutsche Meistertitel. Diese Entwicklung führte im Jahr 1993 dazu, dass die Führung des Vereins mit Harald Friedrich von einem aktiven Feldbogenschützen übernommen wurde. Veränderungen gab es für die BSC-Schützen auch in den Trainingsbedingungen, denn das Bauschheimer Neubaugebiet rückte Ende 1992 dem BSC-Gelände immer näher, so dass der Verein seine Standanlage um 30 Meter verlegen mußte. In unmittelbarer Nähe des BSC-Bogengeländes wurde 1993 eine neue Sporthalle gebaut, die die Rüsselsheimer Bogenschützen seit 1993 für Training und Meisterschaften nutzen können. In die Halle wurde gleich ein drei Meter hohes Pfeilfangnetz eingebaut, dass elektrisch von der Hallendecke abgesenkt werden kann und der Verein erhielt einen eigenen Aufenthaltsraum.

 

Konkurrenz in der Hockey-Hochburg
Im Jahr 1995 übernahm Dietmar Kordel die Vereinsführung und neue Gesichter belebten das sportliche Geschehen im Verein. Die beiden Frankfurter Heike Kannengießer und Dieter Ehrlich sorgten seitdem für die größten sportlichen Erfolge. Nach einer Reihe von Hessenmeistertiteln folgte mit dem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften 1998 ein weiterer Höhepunkt durch Heike Kannengießer. Danach schaffte die Bankkauffrau den Sprung in die Nationalmannschaft und gehörte seitdem zu den besten deutschen Feldbogenschützinnen. Sie krönte Ihre Karriere mit Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften.

Den Sprung in den Kreis der Junioren-Nationalmannschaft schaffte mit René Makohl der erste Rüsselsheimer Nachwuchsschütze.

Die sportlichen Erfolge steigerten den Bekanntheitsgrad der Bogenschützen in Rüsselsheim, das als Hochburg im Hockey gilt. Nach ihrem Sieg bei den Deutschen Meisterschaften wurde mit Heike Kannengießer 1998 erstmals eine Bogenschützin Sportlerin des Jahres in Rüsselsheim.

Timo Schott, einem Junior des Vereins, ist es gelungen die Erfolgsgeschichte von Heike Kannengießer für den BSC fortzuschreiben. Er wurde 2011 Europameister der Junioren im Feldbogenschiessen. 2012 errang er mit der Junioren-Nationalmannschaft im Feldbogenschießen den Weltmeistertitel.

 

Die Bogenliga und Reinhold Ruhl
Bei der Jahreshauptversammlung 2002 schied Reinhold Ruhl nach mehr als zwanzigjähriger Tätigkeit aus dem BSC-Vorstand aus und konzentrierte sich auf sein Engagement im Deutschen Schützenbund als Ligaleiter und im Hessischen Schützenverband als Referent für den Bogensport. Das Liga-Bogenschießen hielt auch bei den Rüsselsheimer Bogenschützen Einzug und das Compoundteam gehört in der hessischen Landesklasse zu den führenden Mannschaften.

Die Hessische Ligameisterschaft wurde schon mehrfach gewonnen.

 

Neue Herausforderungen mit dem Vereinsgelände

Nach der erfolgreichen Ausrichtung der Hessenmeisterschaften bis ins Jahr 2000 in der Walter-Köbel-Halle mit den bisher mit über 300 Startern höchsten Teilnehmerzahlen beschäftigten den neuen Vereinsvorstand die Probleme um das Vereinsgelände in Bauschheim. Durch Vandalismus entstanden immer wieder hohe Sachschäden und die Wohnbebauung reichte mittlerweile bis fast an das Trainingsgelände, so dass die Einzäunung des gesamten Geländes erforderlich wurde. Für die Absicherung der Bogensportanlage wurde ein 1,80 Meter hoher und 400 Meter langer Zaun gebaut, für den die BSC-Schützen einen Betrag von 22.000 Euro aufwenden mussten. Im Zuge dieser Maßnahmen, die einen Bauantrag und eine Baugenehmigung erforderten, wurde auch gleich die Pachtfrage des Geländes mit dem Liegenschaftsamt der Stadt langfristige geklärt. Zusätzlich wurde das Aufstellen von zwei Materialcontainern beantragt und genehmigt.

 

© 2002 Werner Wabnitz

redigiert: Dietmar Kordel (Mai 2012)